Seit gut 15 Jahren suchte ich nach einer Gelegenheit,
Attwenger zu sehen. Der Auftritt in der Haugsdorfer Kellergasse anlässlich von "Kunst & Wein" übertraf locker meine hochgesteckten Erwartungen. [Fotos und Videos werden noch folgen, Ticket gab es keins]
Mit waren: Sigi und Pez
Bewertung: 5 von 5
Beim ersten Ton läuft eine stattliche Feldmaus über die Bühne. Da war es auch noch recht schaumgebremst, denn der Tontechniker führt die Band vorsichtig an den Sound heran, der aus dem alten Presshaus einen kleinen Hexenkessel macht (Nota Bene: Hexenkessel für eher zurückhaltende Weinviertler Verhältnisse :-).
Attwenger setzen auf erdige Statements. So berichten sie
in den Pausen davon, wie sehr ihre Freunde immer betonten, dass "des do
nix wern kau". Sie fragen hier im Weinviertel vorsichtig nach, ob jemand ihre Mühlviertler
Rapp-Texte versteht und sinnieren darüber, dass es letztlich ja eh wurscht sei. Auch mit all diesen augenzwinkernden
Selbst-Erniedrigungen gehört Attwengers Cross-Over unverändert zum Besten, was
der Alpenraum zu bieten kann. Die dargebrachte Folklore wirkt keine Millisekunde
kitschig, sondern schlicht revolutionär. So kann volkstümliche Musik in der
Neuzeit klingen, wenn sie jegliche Patina ablegen will.
Das minimalistische Schlagzeug, teils durch Maultrommeln
in zwei Tonlagen ersetzt, groovt mehr als so mancher Bombast der großen Bühnen. Und wenn die Knopferlharmonika mit viel Delay aus einem
Gitarren-Effektgerät einsetzt, dann wenden sich Diene Gedanken unweigerlich auf'n
Berg rauf. Es wird einem sofort warm ums Herz, und man kann nicht anders, als einen Grinser aufzusetzen. Wenn aber dann noch dieser Overdrive dazu geschalten wird und das WahWah Pedal das Kommando über die Quetschn übernimmt, dann bleibt im Akkordeon-Inferno kein Auge trocken. Das gibt es so sonst nicht, das ist einfach immer wieder verblüffend groß und effektiv. Die ebenfalls anwesende Kindschaft sieht es auch so, staunt nur so, was
sich da auf der Bühne gekonnt aufbaut. Ein paar mutige Jungs üben sich schon mal im Stage-Diving vom Plateau der Weinpresse - ja, sie haben es verstanden, worum es hier geht.
Attwenger scheinen den Abend selbst zu mögen. Es wird
auch sinniert, ob die Quetsch'n eine Bier-Quetschn sei, weil sie im Weinkeller
so zickig ist (also keine Wein-Quetschn ist). Auch bei den Zugaben ziert man
sich nicht, selbst der bereits begonnene Verkauf von Merchandize wird zugunsten
einer weiteren Zugabe unterbrochen. Verabschiedet wird mit einem fast drohenden "I kim
wieder" - wir bitten sehr darum!!!!
Später dann, nach einem obligatorischen Fluchtachterl, am Weg zum Auto (Nota Bene: Sigi hatte als Fahrerin KEIN Fluchtachterl :-), sehen wir dann einen Kombi mit UU-Kennzeichen langsam aus der Kellergasse rausrollen. Kommt gut heim und bald wieder!
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